Kalle1982
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Diesen geilen Artikel hab ich im Internet gefunden ;O)
Und alles nur aus Liebe? Es ist in diesen Tagen, in denen sich die TSG Hoffenheim anschickt in die Beletage des deutschen Fußballs aufzusteigen viel zu lesen von diesem Verein aus dem Sinsheimer Stadtteil Hoffenheim. Von Sensationen, Coups und Überraschungen wird da gefaselt, vom kleinen Dorfverein, der die großen Vereine an der Nase herumführt – und es ist sicherlich nur noch eine Frage der Zeit, bis der elendste aller Vergleiche gezogen wird: Das kleine tapfere Gallien, angeführt von Hoppix und Rangnix widersetzt sich tapfer und erfolgreich den römischen Invasoren. Zu schön, um wahr zu sein… Diese stilisierenden Vergleiche sind ja nix Neues, beinahe jedes DFB-Pokalspiel wird in der Berichterstattung zum Kampf zwischen klein und groß, alt und neu - wo eine Sensation auch nur ansatzweise in der Luft liegt, wird sie quoten- und auflagengerecht ausgeschlachtet. Was sich etliche Medien allerdings in Sachen Hoffenheim herausgenommen haben, setzte neue Maßstäbe. Dass eine seriöse Berichterstattung langweilig ist und die Realität verkaufsfördernd verändert werden muss, wusste bereits ein gewisser Axel Cäsar Springer mit seiner Bild-Zeitung: Real ist nur das, was in(s) Bild passt. Und ins Bild des kleinen tapferen Hoffenheims passt natürlich alles – nicht aber die Wahrheit. Dass den beiden Traditionsvereinen aus Köln und Mönchengladbach immer wieder ihr großer Etat und ihr vergleichsweise starker Kader angelastet und ein Aufstieg somit zur Pflichtaufgabe abgetan wird, damit hat man sich ja schon entnervt abgegeben. Würde man dieser Logik wenigstens kontinuierlich folgen und nicht so derart auffällig mit zweierlei Maß bewerten, gäbe es lediglich eine Sensation zu vermelden – und zwar die, dass die so klitzekleine TSG Hoffenheim lediglich auf Platz 2 der zweiten Bundesliga steht. Über 15.000.000€ wurden allein in dieser Saison in neue Spiele gesteckt, allein die Verpflichtungen von Carlos Eduardo (9.000.000€), Chinedu Obasi (5.000.000€) und Demba Ba (3.000.000€) zeigen, in welchen Maßstäben in Hoffenheim gedacht wird. Immerhin: Diese Maßstäbe und die damit verbundenen Ziele werden nun öffentlich genannt, die peinlichen Understatementparolen der Hinrunde sind passè, das einzig akzeptable Ziel kann nur der diesjährige Aufstieg sein, alles andere ist lächerlich. Doch welches Ziel verfolgt Dietmar Hopp mit seinem finanziellen Engagement? Ist es wirklich die alte Liebe Hopps zu seinem Jugendverein? Warum wollte er diese Liebe dann 2005 auslöschen und mittels Fusionen den FC Heidelberg 05 gründen? Möchte er wirklich den Fußballnachwuchs in der Region fördern? Zugegeben, die TSG Hoffenheim verfügt über einen sehr jungen Kader. Prägnant am Kader ist zudem aber auch die hohe Dichte an „Wandervögeln“ wie Francisco Copado, Jochen Seitz oder Vedad Ibisevic. Ob sich eine gute – und damit kontinuierliche – Jugendarbeit tatsächlich mit einem derart rasanten und durch exzessiven Zukauf erzwungenen Aufstieg vereinbaren lässt, darf wohl bezweifelt werden. Stattdessen drängt sich der Verdacht auf, dass es hier keineswegs um Heimatliebe oder Jugendseelsorge geht, sondern schlichtweg um ein kostspieliges Hobby eines Mannes, der offensichtlich nicht mehr weiß, wohin mit seinem Geld. Mäzenatentum ist im deutschen Fußball nichts Neues, man schaue nur in die Südstadt: Jahrzehntelang lebte die Fortuna von Schäng Lörings Hand mehr oder weniger gut in der zweiten Bundesliga. Es reichte gar zu einem einjährigen Intermezzo in der ersten Liga und zum Einzug ins DfB-Pokalfinale 1983 – doch als Lörings Geld zu Ende ging, folgte der tiefe Absturz des Südstadtclubs bis in die Niederungen der Verbandsliga. Das finanzielle Engagement von Dietmar Hopp ist mit dem Jean Lörings jedoch nicht zu vergleichen, gegenüber dem geschätzten Vermögen Hopps von über 6,3 Milliarden Euro wirkt der 2005 verstorbene Elektro- und Rohrleitungsbaunternehmer Löring wie eine arme Kirchenmaus. Und mit diesen unvergleichlichen finanziellen Möglichkeiten stehen Hopp und Hoffenheim auf kurz oder lang alle Türen im deutschen Profifußball offen - selbst wenn er nur Bruchteile seines Vermögens einsetzt (kleines Rechenspiel: 1% von 6.300.000.000 = 63.000.000 €). Aus diesem Beitrag spricht sicherlich eine ganze Menge Frust. Frust über meinen FC, Frust über den Fußball im Allgemeinen. Und vor allem Frust darüber, dass ein solches Engagement schlichtweg Wettbewerbsverzerrung ist. Vereine, die über Jahrzehnte solide wirtschaften und sportlich erfolgreich sind, verlieren ihren lange erarbeiteten Vorsprung, mehr sogar: Sie werden mirnix, dirnix überholt von einem Verein, der nichts Wesentliches aus eigener Kraft im deutschen Fußball geleistet hat. Am Sonntag kommt die TSG Hoffenheim nach Köln. Wie es sich für einen ordentlichen Dorfverein gehört, freuen sich wieder alle wie die Kinder, in einer prestigeträchtigen Spielstätte wie dem Müngersdorfer Stadion zu spielen. Ich hoffe, es wird ihnen ein entsprechender Empfang bereitet und ich hoffe, auch ein Dietmar Hopp stellt dann oder irgendwann fest, dass Fußball mehr ist, als der Versuch, Erfolg zu kaufen. Eines haben wir dem Objekt Hoffenheim wohl für immer voraus: In Köln wird Fußball nicht immer schön gespielt, aber zu jeder Zeit mit all seiner über Jahrzehnte gewachsenen Leidenschaft gelebt. Und diese Leidenschaft sollten wir und alle anderen gewachsenen Fankurven Deutschlands nutzen, um Dietmar Hopp schnellstmöglich den Spaß an seinem teuren Hobby zu nehmen. Apropos: Die Formel 1 sucht ständig nach Sponsoren!
__________________ Flüchtlinge und Dünnschiss kann man nicht aufhalten !!! |
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