Antwort auf: Re:Boah.. von DaveTheBrave

hb
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>Naja, ist ja auch egal, auch dieses Gelaber von "Turniermanschaft" geht mir sowas von auf den Keks.
>Was sind dann die Italiener, wann sind DIE denn das letzte mal in ner Vorrunde ausgeschieden?


EM 2004, in einer Gruppe mit Schweden, Dänemark und Bulgarien...
EM 1996, in einer Gruppe mit Rußland, Tschechien und Deutschland

WM 2002 war im Achtelfinale Schluß. Gegner übrigens Korea, das wir im Halbfinale schlagen konnten. Heißt aber nicht, daß Italien keine Turniermannschaft wäre. Im Gegenteil. Die steigern sich gerne im Turnierverlauf, um dann weit zu kommen oder den Titel einzufahren. Ich behaupte glatt, daß Italien ähnlich wie Deutschland gerne Schwächephasen genießt, aber mit der nötigen Routine, Abgeklärtheit und etwas Glück (kann man auch Dusel nennen) meist weit kommt. Der Erfolg gibt Italien recht, viermal Weltmeister wird mal nicht ohne Grund. Wobei zwei Titel in den 30ern geholt worden sind, das ist mit den letzten Jahrzehnten schwer vergleichbar.

Italien und Deutschland kommen meist weit, kommen auch mit wenig Möglichkeiten zum Erfolg. Das würde ich als Turniermannschaft bezeichnen. Und das sind beide. Und das vorrangig wir in der Kategorie genannt werden, liegt auch dran, daß wir nun mal in Deutschland leben. Dementsprechend fällt das Medienecho aus. Oder hast über etliche Jahr ein Italien gelebt und die Berichte über die Nationalmannschaft verfolgt? Was uns zur Turniermannschaft Nr. 1 macht und somit Italien etwas ausschließt sind wohl zwei Faktoren:

1. Finalteilnahmen
Deutschland 13 (EM 6, WM 7) - Italien 8 (EM 2, WM 6)
In fünf Finals mehr gestanden, das sind mindestens 10 Jahre Unterschied.

Ergänzend dazu kommt die Bilanz, nach der 3-Punkte-Regel ergibt sich:
Deutschland 242 (EM 55, WM 187) - Italien 191 (EM 40, WM 151)

Turnierteilnahmen:

Deutschland 25 (EM 9, WM 16) - Italien 22 (EM 6, WM 16)

Punke pro Teilnahme:
Deutschland 9,68 - Italien 8,68

Mit eingerechnet sind nicht die Punkte für die aktuelle EM. Außer die Finalteilnahme. Gefühlt kann man zu 'nem andren Ergebnis kommen, auf dem Papier ist es aber ein statistischer Fakt, wie verdammt erfolgreich Deutschland bei großen Turnieren abgeschnitten hat.

2. Die gefühlte individuelle Klasse

Speziell in den letzten Jahren hat Deutschland nicht mehr besonders viele internationale Topstars hervorgebracht. Also Leute auf Weltfußballernivau. Zumindest die Wertschätzung der Einzelspieler ist nicht mehr so hoch. Zeigt sich auch an der FIFA 100: [http://de.wikipedia.org/wiki/FIFA_100]

Von einzeln meist top besetzten Mannschaften wie Brasilien oder den Niederlanden wird dann Erfolg erwartet. Bei uns hält dann die mannschaftliche Geschlossenheit her. Das Phänomen "Turniermannschaft" ist gewissermaßen 'ne Umschreibung dafür, daß nicht nur glänzende Stars in unserer Elf stehen, die alles wegfegen, und trotz weniger klangvollerer Namen weit kommen. Ich behaupte einfach mal, daß dieser Tage der Begriff öfters bemüht wird als zu früheren Zeiten. Der Glaube an die mannschaftliche Stärke anstatt an individuell überragende Spieler, die eben rar gesät sind, und die deutschen Tugenden. Das sind Begrifflichkeiten, die Deutschland im Erfolgsfall zur Turniermannschaft machen. Früher waren es vermehrt die deutschen Tugenden, weil wir hinten Beton angemischt haben und Kampfgeist gezeigt haben. Heute sind die Tugenden als Begriff nicht mehr komplett angebracht, weil wir spielerisch auf den modernen Fußball reagieren. Das Ergebnis zeigt sich dann in traumhaften Kombinationen wie dem 1:0 gegen Portugal (gemeint ist der doppelte Doppelpaß auf links).

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Schnupper Chauvinimus, Bösewicht!
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