Farman
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Mitglied seit: 31.10.07
Ort: Köln
Beiträge: 634
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>Der Chefartzt hat mich gemocht und die OP Chefschwester mich nur gelobt, dann durfte ich ein paar mal mit an den Tisch. Ich durfte Spreizer halten, beim Zunähen helfen, Instrumente reichen usw...eigentlich war nur das Skalpell tabu.
wow, also das, was ein vollwertiger OP-Pfleger macht... Schon nicht schlecht, zuhause dann von den ganzen Operationen zu erzählen, die man heute hatte
>Natürlich durfte ich nicht bei besonders riskanten OPs an den Tisch und die haben schon gut auch auf mich aufgepasst.
>Hat ein riesen Spaß gemacht und mir großen Respekt vor diesem Beruf eingeflößt. Ärtzte sind wahre Helden.
Also ich möchte die Zeit auch nicht missen, auch wenn sie nicht immer so leicht war. Dafür wars doch oft sehr spannend. Was Ärzte betrifft, hab ich auf jeden Fall sehr viel gelernt. Dreckigere Witze als im OP-Trakt hab ich nie gehört. Jeden Tag so viele Bäucher aufzuschneiden ändert definitiv den „persönlichen Geschmack“. Also in unserem OP-Trakt hab ich viel gelacht, viel gutes gesehen und erlebt, die Stimmung war oft aber zwischen den Leuten sehr angespannt. (es hatte wohl auch was mit dem Ort speziell zu tun, viele wollten da auch weg, es ist wohl auch jeder op-trakt anders).
>Schade. Es war echt ne geile Zeit bei mir, habe immer abwechselnd der Chirurgie und der Anästhesie helfen können. Durfte also auch mal intubieren oder ne Infusion legen,
Ich war da mit einem meiner damals besten Freunde, der war bei der Anästhesie und ich war halt OP-Zivi, also im gleichen Trakt, aber verschiedene Aufaben. Ich hatte von den 9 Stunden Arbeit am Tag ca. 8 Stunden Stress, der hatte insgesamt wohl so ne halbe Stunde was zu tun.
>Schlafmittel spritzen, die OP am PC protokollieren und dafür sorgen, dass der nächste Patient schon bereit liegt wenn der aktuelle raus muss.
Das war auch eigentlich nur meine Hauptaufgabe, OP-Tische bereitstellen, umbauen, (leider) putzen, patienten auflegen, rein und rausfahren. Bloß gab es bei uns nur eine Schleuse, aber dafür sechs OP-Sääle, somit ein organisatorisches Problem, wegen dem sich auch die Ärzte ständig gegenseitig angemacht haben. Daneben musste ich hauptsächlich noch das Lager machen.
>Ich habe ziemlich viel (Blut) gesehen, es war aber alles eher interessant als ekelhaft oder so. Und vieles ging einem auch sehr nahe, z.b. Kaiserschnitte (einmal sogar Zwillinge ) im positiven Sinne oder Amputationen im negativen Sinne.
>Am meisten in Erinnerung bleiben mir aber die Begegnungen mit den Menschen, was sie erzählen, wenn sie einem danken oder so.
Kaiserschnitte waren bei mir auch immer das tollste. Ich musste mich immer um die Ehemänner kümmern, die zusehen wollten, und das war echt klasse in diesem dunklen Keller (war ein Keller bei mir) mal echte Emotionen zu sehen.
>Oh, das ist krass. Wurdest du nicht vom Personal aufgeklärt?
So kann man das nicht sagen. Es gab keine Einzelschuld, das Personal war sehr, sehr beschäftigt, und viele gaben ihr Bestes und haben mir geholfen. Wir waren aber sowohl seitens der Pfleger als auch seitens der Ärzte unterbesetzt und deswegen gab es nie wirkliche Aufklärung. Ich hatte seit dem ersten Tag bereits MRSA-Patienten (über diese Krankheit weiß skandalöserweise kaum jemand Bescheid, obwohl fast täglich Leute davon sterben, von der Vogelgrippe weiß jeder Bescheid, obwohl in Deutschland noch niemand dran gestorben ist) und das meiste und wichtigste hab ich halt erst erfahren nach dem externen Hygienekurs, von so ner Art Hygiene-Aufsichtsrat.
Ich hatte mich zwar zugegebenermassen im Laufe des Zivis mit einer stolzen Anzahl an Leuten angelegt, kam mit den meisten (vor allem mit meinem Chefpfleger) doch echt klasse zurecht und wurde halt sehr gebeten, zu bleiben. Aber als Zivi mit zwei Euro pro Stunde gibt es gewisse Grenzen, zu denen halt auch die Gewährleistung meiner Gesundheit gilt.
__________________ Ich vermag natürlich besser zu dichten, als wie's hier geschieht. Ich spare mich für später auf. |
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