Khytomer
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Mitglied seit: 23.10.07
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>Überhaupt nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich nicht missverstehe, aber es scheint, als würdest auch du eher in die Richtung tendieren, dass es sich bei dieser simplen Frage um reine Rhetorik handelt, also um eine in eine Frage verpackte Anschuldigung und eine Bloßstellung des Gesprächspartners.
Ich bin mir sicher, dass die Frage nicht rethorisch gemeint war, aber es bleibt trotzdem eine untbeantwortbare Frage. Aber ich versteh schon worauf du hinauswolltest:
>Plasberg hat da gezeigt, dass er in diesem Gespräch ein Katalysator war mit dem falschen und dem destruktivsten Effekt, denn er hat den Moment der Wahrheit schlicht verpuffen lassen. Ich akzeptiere kaum, dass so etwas eine unwichtige Kleinigkeit ist, es geht da um eine Fernsehsendung, um öffentliches Bewusstsein, um öffentliche Moral, und darüber muss gestritten und reflektiert werden.
>
>>Also sind alle Kriminellen psyschisch krank, mehr oder weniger, je nach Schwere ihrer Straftat.
>Wenn ich diese Kausalität akzeptiere kann ich gleich zur Waffe greifen.
Ich verstehe wirklich nicht wo das Problem lie gt zu sagen, er habe Gründe gehabt. Nur indem ich das sage, wird dadurch noch keine feste Kausalität enstehen.
>In dieser Art und Weise der Interpretation des Satzes "Ich habe meine Gründe" (und es wird tatsächlich oft so interpretiert), verlieren die sogenannten "Gründe" ihre komplette Existenzberechtigung. Wenn ich sage "meine Gründe" in Bezug auf etwas, was ich mache, dann stelle ich dadurch einen von mir gültig erklärten kausalen Zusammenhang auf.
Ich habe kein Buch über die Schwierigkeit des Gebrauchs des Wortes "Grund" gelesen. Also benutzte ich es entschieden unvorbelastet. Wer meine Aussagen nicht im Kontext versteht (was du zwar hast, aber aus Prinzip trotzdem darauf herumreitest), dem muss ich es dann halt nochmal erklären. Soll ich jetzt sagen: Er hat Gründe gehabt, er hat seine Gründe gehabt, er hatte Grund dazu (touché, das würd ich nicht sagen), er hatte wohl irgendwelche kranken Gründe...
>Wenn ich bislang vorwerfend oder moralisierend war, dann ist das der Punkt, in dem du unfair wirst.
Bin ich geworden, sorry. Das Ganze war mir in Punkten zu hitzig, desshalb hatte ich nur "gemässigter" geschrieben.
>Du solltest nicht mir nichts dir nichts in meine Aussagen eine solche simpel gestrickte bürgerliche Moral hineinlegen, da der entscheidende, abschließende Abschnitt von dir zudem nicht zitiert wurde. Ich sage, genau wie du es tust, dass es ungeheuerliche Formen von Kondition gibt, und diese Formen der Kondition bedürfen mehr als eine Zusammenfassung von Abstraktheiten.
Ich bin mir nunmal nicht im Geringsten darüber im Klaren wie wichtig und stark diese hierarschische Machtausübung im menschlichen Leben ist. Reich-Arm, Chef-Angestellter, Mann-Frau, Eltern-Kind etc...das ist alles derart präsent, dass es geradzu abstrakt ist.
>>Tot ist tot. Gesetz des Stärkeren? Damit völlig entkräftet.
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>Durchaus nicht. Kennst du Stalin oder kennst du seine Opfer? Wird die Geschichte nicht von den sogenannten Gewinnern geschrieben? Will nicht vielleicht gerade der Amokläufer nicht als Verlierer enden sondern seine eigene Geschichte schreiben, über den Tod hinaus? Liefern nicht gerade unsere Medien die Vorlage für solche Hierarchien? Geht es ihm nicht um die Gegenüberstellung von EINEM und VIELEN, seine Singularität, diese Form von Ruhm, die ihm verwehrt blieb? Und wenn ich gerade seiner "Geschichte", die einer Tat als notwendige Folge von einer Ungerechtigkeit, glaube, verbreite ich damit nicht das Recht des Stärkeren?
In die Geschichte eingehen, heisst doch nicht das Recht des Stärkeren zu propagieren. Sicher, Hitler, Mao und Stalin waren die Stärkeren, aber was hat das noch für eine Valenz, wenn man auf Jahrhunderte dafür bekannt ist Millionen Menschen umgebracht zu haben.
__________________ My car can fly thanks to the power of lies. |
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